Lactat im Liquor

Laktat

Kategorie Laboruntersuchung
Stand15.06.2020
ErbringerEigenleistung
MethodeUV-Test, Photometrie
Material0,3 ml Liquor im NaF-Gefäß („Glukose-Röhrchen“)
AnsatztageMo - Fr, täglich
Indikation
Unterscheidung von bakterieller und abakterieller Meningitis
Referenzbereich
   > 50 Jahre: 1,7 - 2,6 mmol/l
16 - 50 Jahre: 1,5 - 2,1 mmol/l
 0 - 15 Jahre: 1,1 - 1,8 mmol/l
Bei Neugeborenen und Säuglingen bis zum 10. Lebenstag sind z. T. höhere Werte beschrieben.
Interpretation
Leicht erhöht auch bei viraler Meningitis
Mäßig erhöht bei ischaemischem und hämorrhagischem Insult (nicht bei artifizieller Blutbeimengung)
Deutlich erhöht ( > 3,5 mmol/l) bei bakterieller Meningitis
Zusatzinformation
Hintergrund
Lactat ist das Endprodukt des anaeroben Glukosemetabolismus und liegt im Körper als L-Lactat vor. Lactat im Liquor wird im gesunden Gehirn primär von Astrozyten produziert, in denen Lactat ein natürlicher Metabolit ist.
Schädigende Prozesse verschiedener Ursache wie traumatische, ischämische und entzündliche Noxen führen zu einer parenchymatösen Aktivitätssteigerung mit konsekutiver Lactatfreisetzung. Da die Konzentration von Lactat in Liquorproben höher als in Plasmaproben des gleichen Patienten ist, erübrigt sich dessen Bestimmung im Plasma.
 
Die Lactat-Bestimmung dient vor allem der Unterscheidung von bakterieller und abakterieller Meningitis.
Mittelgradige Lactaterhöhungen können bei vielen entzündlichen, vaskulären, metabolischen und neoplastischen Erkrankungen des Gehirns und der Meningen beobachtet werden, sind aber differentialdiagnostisch weniger relevant.
 
Bewertung
Legt man einen Cut-off von 3,5 mmol/l zugrunde, dann gilt für lumbalen Liquor:
  • Bei der akuten, unbehandelten bakteriellen Meningitis sind Werte >= 3,5 mmol/l in > 90 % zu finden.
  • Bei einer antibiotisch anbehandelten Meningitis ist noch in 50 - 80 % der Liquorproben eine erhöhte Lactat-Konzentration nachweisbar. Diese normalisiert sich innerhalb von 10 Tagen nach effektiver antibiotischer Therapie.
  • Bei der tuberkulösen und Pilz-Meningitis werden Lactat-Konzentrationen > 3,5 mmol/l, jedoch nicht so hoch wie bei der akuten bakteriellen Meningitis gemessen. Trotz effektiver Therapie kann die Normalisierung des Lactats bei der tuberkulösen Meningitis mehrere Wochen dauern.
  • Bei viralen Meningitiden wird der Cut-off nur in < 0,1 % überschritten.
  • Bei intrazerebralen Blutungen können die Lactat-Konzentrationen über 3,5 mmol/l liegen.
  • Bei primären und sekundären Tumoren, Durchblutungsstörungen und akuten zerebralen Anfällen liegen die Lactat-Konzentrationen im Wesentlichen < 3,5 mmol/l.
  • Nach einem Trauma können im ventrikulären Liquor initial erhöhte Werte abfallen oder sich normalisieren als Zeichen einer guten Prognose. Bei konstant bleibenden oder ansteigenden Werten gilt dies als schlechte Prognose.
  • Bei Subarachnoidalblutungen haben Patienten mit einer Lactat-Konzentration im ventrikulären Liquor von 2,4 +/- 0,8 mmol/l eine bessere Prognose als Patienten mit Werten von 4,0 +/- 2,1 mmol/l.
Literatur
Wildemann B, Oschmann P, Reiber H. Neurologische Labordiagnostik. 1. Auflage ed. Thieme Verlag, Stuttgart, 2006. (137)
AnhängeDownload.png Ringversuchszertifikat Oktober 2022.pdf
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