Folsäure

Folat, Vitamin B9, Vitamin B11

Kategorie Laboruntersuchung
Stand17.06.2020
ErbringerEigenleistung
MethodeECLIA
Material
0,5 ml Serum
AnsatztageMo - Fr, täglich
Indikation
V. a. Folsäuremangel bei Malabsorption, chronischem Alkoholabusus, Einnahme von Methotrexat, Ovulationshemmern, Antiepileptika, Trimethoprim
Vorbereitung
Untersuchungsmaterial sollte keinem starken Sonnenlicht ausgesetzt werden.
Referenzbereich
Mangel: ≤ 3,9 µg/l
normal: > 3,9 µg/l  
Zusatzinformation
Hintergrund
Folsäure (Folat) spielt in Form des Coenzyms Tetrahydrofolat (THF) eine zentrale Rolle beim Ein-Kohlenstoff (C1)-Transfer (Methylierungsreaktionen). Folat ist im engen Zusammenspiel mit Vitamin B12 essentiell für die DNA-Biosynthese (Purin- und Pyrimidinsynthese), für die Erythropoese, für die Remethylierung von Homocystein zu Methionin, für die Glycin- und Serinsynthese sowie für den Histidinstoffwechsel. Bei der Remethylierung von Homocystein zu Methionin durch die Methioninsynthase erfolgt ein Methylgruppentransfer vom 5-Methyl-THF über das Vitamin B12 (Methylcobalamin) auf das Homocystein unter Regenerierung von THF. Diese Vitamin B12-abhängige Reaktion ist essentiell für die Aufrechterhaltung des Folatzyklus. Bei Vitamin B12-Mangel kann es deshalb trotz ausreichender Verfügbarkeit von 5-Methyl-THF zum intrazellulären Mangel an biologisch aktivem THF kommen, was als Folatfalle (Methylgruppenfalle) bezeichnet wird.
Für die Bereitstellung von 5-Methyl-THF aus 5,10-Methylen-THF ist die Methylentetrahydrofolatreduktase (MTHFR) verantwortlich. Mutationen im MTHFR-Gen mit resultierender, verminderter MTHFR-Aktivität sind Ursache einer erblichen Hyperhomocysteinämie.
 
Klinische Bedeutung
Die Folatzufuhr erfolgt vor allem mit frischen Blattgemüsen, Vollkorngetreideprodukten, Kartoffeln und Leber sowie durch die Folsäure-bildende Darmflora. Folsäuremangel ist der häufigste Vitaminmangel in Europa. Dabei sind frühe metabolische Veränderungen (Hyperhomocysteinämie) weitaus häufiger zu beobachten als die Spätfolgen eines manifesten Folsäuremangels in Form megaloblastischer Blutbildveränderungen. Mögliche frühe klinische Anzeichen eines Folatmangels können u. a. Vergesslichkeit, Schlaflosigkeit, Depression bzw. Stimmungsveränderung, Demenz und kognitive Dysfunktion sein. Darüber hinaus sind Zusammenhänge mit Atherosklerose, Karzinogenese, Embryogenese und Geburtsdefekten sowie immunologischen Defiziten beschrieben.
 
Diagnostische Bedeutung
Die Messung der Folsäurekonzentration in Plasma bzw. Serum sollte immer parallel mit der Messung des Vitamin B12 erfolgen. Der sensibelste Parameter zur frühzeitigen Erfassung eines Folatmangels ist Homocystein, da Folat die Hauptdeterminante für den Homocysteinspiegel ist.
 
Bewertung
Erniedrigte Werte sprechen für einen Folsäuremangel aufgrund folgender Ursachen:
  • mangelnde Zufuhr: z. B. im Alter, Unterernährung, Fehlernährung, bei Alkoholabusus
  • erhöhter Bedarf: z. B. Gravidität, Laktation, Wachstumsphase, erhöhte Hämatopoese, Fieber, Malignome
  • gestörte Resorption: Sprue/Zöliakie, Dünndarmresektion, Pharmaka, z. B. Phenobarbital, Phenytoin, Daraprim, orale Kontrazeptiva, antibiotische Darmflora-Schädigung
  • gestörte Utilisation: z. B. unter Folsäure-Antagonisten wie Methotrexat, Alkoholabusus, Vitamin C- und Vitamin B12-Mangel
  • erhöhte Ausscheidung: Dialyse, Erkrankungen mit Hautdesquamation, chronische Hepatopathien (Speicherverlust)
Deutlich erhöhte Werte sind fast immer auf die Einnahme von Vitaminpräparaten zurückzuführen.
AnhängeDownload.png B-Vitamine_Uebersicht_Aerzte-Zeitung_2013.jpg
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