Beurteilung von Laborergebnissen und Konsequenzen

Referenzbereich, Referenzintervall, Entscheidungsgrenze, Aktionsgrenze, Richtwert, therapeutische Grenze

Kategorie Information
Stand11.09.2019
Zusatzinformation
Grundlage für die Interpretation von Laborergebnissen und die sich daraus ableitenden Konsequenzen sind Richtwerte, die für jeden Laborparameter zusätzlich zum Messwert auf dem Laborbefund mit angegeben werden. In Abhängigkeit vom Laborparameter handelt es sich bei dem, als Oberbegriff zu verstehenden, Richtwert um die Unter- und Obergrenze eines Referenzintervalls oder Zielintervalls, einer Entscheidungsgrenze, einer Aktionsgrenze oder einer therapeutischen Grenze.
 
Bei den meisten quantitativen Laborparametern wird das Referenzintervall angegeben, das 95% der Werte einer Stichprobe aus einer gesunden Referenzpopulation unter Berücksichtigung relevanter Subpopulationen (Alter, Geschlecht, Schwangerschaftswoche, Zyklustag, usw.) enthält. Bei unvollständigen Angaben erfolgt ggf. die Auflistung der Referenzintervalle wichtiger Subpopulationen als Zusatztext (z.B. Zyklustag-abhängige Hormonspiegel). Laut Definition liegen 5% der Werte Nicht-Kranker außerhalb des Referenzintervalls. Eine Aussage über den Anteil Kranker mit Werten innerhalb des Referenzintervalls ist nicht möglich. Deshalb muss die Beurteilung von Laborwerten bezüglich des Referenzintervalls immer im klinischen Kontext erfolgen.
 
Bei Zielintervallen handelt es sich um Empfehlungen von Expertengremien (z.B. Leitlinien), die ggf. als Text zum Parameter angegeben werden (z.B. HbA1c, LDL-Cholesterin, Vitamin D-25) und die als Orientierung bei der Entscheidung für bestimmte Maßnahmen dienen sollen.
 
Entscheidungsgrenzen (Cut-Off-Werte), also Grenzen, die eine möglichst genaue Unterscheidung zwischen Erkrankten und Nicht-Erkrankten erlauben, werden z.B. bei infektionsserologischen Parametern verwendet. Bei größeren Überschneidungsbereichen von Kranken und Nicht-Kranken erfolgt ggf. zusätzlich die Angabe eines Graubereichs mit einer Untergrenze (hohe Sensitivität, geringe Spezifität) und einer Obergrenze (hohe Spezifität, geringe Sensitivität).
 
Für das Monitoring von Medikamentenspiegeln werden therapeutische Bereiche angegeben, die aus Leitlinien, Empfehlungen oder Studien entnommen wurden und pharmakokinetische Parameter (z.B. Talspiegel, Spitzenspiegel, HWZ) des entsprechenden Medikaments berücksichtigen.
 
Bei der Verletzung von Aktionsgrenzen mit unmittelbaren diagnostischen oder therapeutischen Konsequenzen erhalten Sie Hinweistexte zum Ergebnis oder wir informieren Sie persönlich schnellstmöglich per Fax oder Telefon.