Multiresistente gramnegative Stäbchenbakterien (MRGN)

MRE, ESBL

Kategorie Lexikon
Stand17.02.2011
Enthaltene Parameter
Erregerkultur und Resistenz; ESBL-Screening (Kultur)
Zusatzinformation
Erreger
Der Gruppe der multiresistenten gramnegativen Stäbchenbakterien (MRGN) werden gramnegative Stäbchen zugeordnet, die Resistenzen gegen mindestens drei definierte Antibiotikagruppen aufweisen, die als primär bakterizide Therapeutika eingesetzt werden. Diese definierten Antibiotikagruppen sind: Acylureidopenicilline (Piperacillin), Cephalosporine der 3. Generation (Cefotaxim/Ceftazidim), Carbapeneme (Imipenem/Meropenem) und Fluorochinolone (z. B. Ciprofloxacin). Erreger, die v. a. von dieser Einteilung betroffen sind, sind Enterobakterien, Pseudomonas aeruginosa und Acinetobacter baumannii.  Je nach Anzahl der resistenten Antibiotikagruppen erfolgt die Einteilung in 3MRGN bzw. 4MRGN gemäß aktueller KRINKO-Empfehlung (2012). 3MRGN umfassen in aller Regel auch Extended-Spectrum-Beta-Lactamase(ESBL)-bildende Enterobakterien. Die Einteilung bezieht sich ausschließlich auf das Resistenzverhalten ohne Berücksichtigung der Virulenzeigenschaften der Erreger.
 
Infektionsweg und Verbreitung
MRGN sind auch bei gesunden Personen nachweisbar. Eine Übertragung erfolgt  in der Regel durch direkten oder indirekten Kontakt, vor allem über die Hände. Die Erreger können aber auch über kontaminierte Lebensmittel, z. B. Fleisch, aufgenommen werden.
Eine Infektion kann sowohl endogen als auch exogen erfolgen, sobald der Erreger die normale Schutzbarriere der (Schleim-)Haut überwindet.  MRGN führen nicht häufiger zu Infektionen als die antibiotikaempfindlichen Verwandten, sie sind aufgrund ihrer Resistenzen jedoch wesentlich schwieriger zu behandeln.
 
Klinik
MRGN können, genau wie die weniger antibiotikaresistenten Isolate der gleichen Spezies, eine Vielzahl klinischer Erkrankungsbilder verursachen. Häufige Infektionen umfassen Harnwegsinfekte, Abszesse, tiefe Haut- und Weichteilinfektionen, sekundäre Wundinfektionen und Pneumonien.
Ein Nachweis von MRGN ist jedoch nicht mit einer Infektion gleichzusetzen, da MRGN häufig als Kolonisationskeime vorkommen.
 
Diagnostik
Der Nachweis von MRGN erfolgt durch kulturelle Anzucht und Resistenzbestimmung. MRGN werden beim Untersuchungsauftrag "Erregerkultur und Resistenz" mit erfasst.
 
Therapie und Prophylaxe
Die Therapie von MRGN-Infektionen muss gemäß Antibiogramm erfolgen, da häufig nur Reserveantibiotika eingesetzt werden können.
Zur Verhinderung einer Weiterverbreitung von MRGN sollten entsprechende Hygienemaßnahmen gemäß KRINKO-Empfehlung eingehalten werden.
Literatur
Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO). Hygienemaßnahmen bei Infektionen oder Besiedlung mit multiresistenten gramnegativen Stäbchen, Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut (RKI). Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz 55: 1311-54, 2012. (178)