Diphtherie

Corynebacterium diphtheriae

Kategorie Lexikon
Stand04.06.2009
Enthaltene Parameter
Erregeranzucht mittels Kultur; Diphtherietoxin-AK (IgG)
Zusatzinformation
Erreger
Die Diphtherie wird durch Corynebacterium diphtheriae, ein grampositives Stäbchenbakterium, verursacht. Der wichtigste Pathogenitätsfaktor ist das Diphtherietoxin. Auch C. pseudotuberculosis und C. ulcerans können das Diphtherietoxin produzieren und ein entsprechendes Krankheitsbild verursachen. In den letzten Jahren traten in Deutschland mehr klinisch relevante Fälle durch Diphtherietoxin-bildende C. ulcerans-Isolate, insbesondere aus Wunden, als durch C. diphtheriae auf.
 
Infektionsweg und Verbreitung
Einzige Infektionsquelle ist der Mensch. Die Übertragung von C. diphtheriae erfolgt in aller Regel durch Tröpfcheninfektion von erkrankten oder asymptomatisch besiedelten Menschen. C. ulcerans wird auch von Tieren, z. B. Katzen, übertragen. Die Krankheit ist endemisch in Gebieten mit geringer Durchimpfungsrate. Dies sollte bei entsprechenden Auslandsreisen bedacht werden.
 
Klinik
  • Inkubationszeit: 2 - 6 Tage
  • Lokale Infektion: Befall von Schleimhaut, vor allem in Rachen, Nase., ferner auch an Bindehaut und zunehmend häufiger in Wunden. Zunächst Schleimhautrötung, später Ausbildung von sog. Pseudomembranen (weißliche Beläge, die fest mit der Mucosa verbunden sind). Die Membranen können sich bis in die Kehlkopfregion, Luftröhre und Bronchien ausbreiten und dort zu lebensgefährlichen Verengungen der Atemwege führen. Nach 4 - 5 Tagen entweder Abstoßung und Verflüssigung der Membranen sowie allmähliche Erholung oder Übergang in eine systemische Intoxikation.
  • Systemische Intoxikation: Toxisches Kreislaufversagen, hohes Fieber, Myokarditis, Leber- und Nierenschäden, ausgeprägte Schwellung des Halses (Cäsarenhals), neurologische Symptome, insbesondere Lähmungen im Bereich der Hirnnerven. Diese toxischen Symptome treten unter Umständen erst nach Ablauf der akuten Erkrankung als Spätschäden in Erscheinung. Auch eine primär allgemein-toxisch verlaufende Diphtherie ist möglich.
 
Diagnostik
C. diphtheriae lässt sich in Abstrichen aus dem Bereich der Pseudomembranen kulturell nachweisen. Der klinische Verdacht auf eine Diphtherie muss dem Labor unbedingt mitgeteilt werden, da die notwendigen Selektivmedien in der sonstigen Laborroutine nicht zum Einsatz kommen!
Für die Überprüfung des Immunstatus nach Impfung steht ein spezifischer AK-Nachweis zur Verfügung.
 
Therapie und Prophylaxe
Schon bei Verdacht auf eine Rachendiphtherie ist zur Neutralisierung des Toxins eine Therapie mit Antiserum vom Pferd durchzuführen. Die mikrobiologische Diagnose darf auf keinen Fall abgewartet werden. Zusätzlich Gabe von Penicillin. Eine alleinige Antibiotikagabe beeinflusst den Verlauf nicht.
Isolierung des Patienten. Bei Kontaktpersonen werden Kontrollabstriche entnommen, Antibiotika verabreicht und, falls notwendig, aktive Immunisierungen durchgeführt.
Aktive Impfung mit Diphtherietoxoid gemäß STIKO-Empfehlung. Geimpft wird gegen das Diphtherietoxin, nicht gegen das Bakterium. Ein geimpfter Mensch kann also durchaus mit Diphtherieerregern besiedelt sein und diese verbreiten, ohne dabei selbst zu erkranken.
 
Meldepflicht
Verdacht, Erkrankung und Tod sind meldepflichtig nach § 6 IfSG, Erregernachweis ist meldepflichtig nach § 7 IfSG.