Parvovirus-B19-Infektion (Ringelröteln)

Erythema infectiosum

Kategorie Lexikon
Stand04.06.2009
Enthaltene Parameter
Parvovirus B19-AK (IgM, IgG); Parvovirus B19-AK (IgM, IgG, Avidität, Lineblot); Parvovirus B19-DNA
Zusatzinformation
Erreger
Das humane Parvovirus B19 ist ein DNA-Virus, das nur beim Menschen vorkommt.
 
Infektionsweg und Verbreitung
Parvovirus B19 wird über Tröpfcheninfektion übertragen. Im Erwachsenenalter sind 65 - 80 % der Bevölkerung seropositiv. Bei Infizierten besteht ca. 1 Woche vor bis eine Woche nach Erkrankungsbeginn Infektiosität.
 
Klinik
  • Inkubationszeit: ca. 1 Woche
  • ca. 30 % der Infektionen verlaufen asymptomatisch
  • Zunächst grippeähnliche Symptome, dann (15 - 17 Tage nach Infektion) makulopapulöses Exanthem, Polyarthropathie (vorwiegend kleine Gelenke) bei Kindern in 3 - 12 %, bei Erwachsenen (vor allem Frauen) in ca. 50 %, Dauer Wochen bis Monate. Die Infektion hinterlässt eine lebenslange Immunität.
  • Komplikationen: Schwere aplastische Anämien bei vorstehenden erythrozytären Defekten, Thrombo-, Neutro-, Panzytopenie, Myokarditis, Hepatitis, persistierende Arthropathie (oft mit persistierender Virämie) etc.
  • Infektion in der Schwangerschaft: Symptomatische und asymptomatische Infektionen in der Schwangerschaft können zu Spontanabort, intrauterinem Tod, Hydrops fetalis (Risiko 3 - 4 %, im 2. Trimenon am größten) und Wachstumsretardierung führen, Missbildungen sind jedoch nicht beschrieben. Diaplazentare Transmissionsrate: 25 - 30 %. Fetale Komplikationen treten in der Regel 2 - 8 Wochen nach Ausbruch der mütterlichen Infektion auf, selten noch nach 3 - 5 Monaten.
 
Diagnostik
  • V. a. Ringelröteln: Nachweis von Parvovirus B19-AK im Serum: IgM-AK etwa ab dem 3. Krankheitstag nachweisbar, können bis zu 6 Monate persistieren, jedoch häufig bereits innerhalb von 4 - 10 Wochen nicht mehr nachweisbar. IgG-AK treten 1 - 2 Wochen später auf, bleiben nach durchgemachter Infektion in der Regel lebenslang nachweisbar (Immunitätsabklärung). Eine frische Parvovirus B19-Infektion führt häufig zu einer ausgeprägten polyklonalen IgM-Stimulation (falsch positive IgM-Nachweise gegen andere virale Erreger).
  • V. a. fetale Infektion und Infektion in der Schwangerschaft: Zusätzlich zur Serologie Nachweis von Parvovirus B19-DNA in Blut, Fruchtwasser, Biopsien etc. Der alleinige Nachweis von IgM- und IgG-AK ist unzuverlässig (siehe oben)!
  • V. a. Infektion bei Immunsupprimierten: Nachweis von Parvovirus B19-DNA in Blut, Biopsien etc.
 
Therapie und Prophylaxe
Es stehen keine spezifische antivirale Therapie und Impfung zur Verfügung. Bei Schwangeren mit fehlender Immunität sind im beruflichen Umgang mit Kindern spezielle Arbeitsschutzvorschriften zu beachten.
Literatur
Rohrer C, Gartner B, Sauerbrei A, Bohm S, Hottentrager B, Raab U, Thierfelder W, Wutzler P, Modrow S. Seroprevalence of parvovirus B19 in the German population. Epidemiol Infect 136: 1564-75, 2008. (35)
 
Enders M, Weidner A, Zoellner I, Searle K, Enders G. Fetal morbidity and mortality after acute human parvovirus B19 infection in pregnancy: prospective evaluation of 1018 cases. Prenat Diagn 24: 513-8, 2004. (36)
 
Mertens T, Haller OA, Klenk HD. Diagnostik und Therapie von Viruskrankheiten: Leitlinien der Gesellschaft für Virologie. 2 ed. Urban & Fischer Verlag, 2004. (165)