Adrenogenitales Syndrom (Gendiagnostik)

AGS, 21-Hydroxylase, Hydroxylase

Kategorie Laboruntersuchung
Stand26.03.2024
Abrechenbarkeit EBM
ErbringerWeiterleitung
MethodeDNA-Sequenzanalyse, MLPA
Material2 ml EDTA-Blut, pränatal: Fruchtwasser oder 20 mg Chorionzotten und mütterliches EDTA-Blut zum Ausschluss einer maternalen Kontamination
Indikation
Neugeborene mit Virilisierung oder Hinweis auf Salzverlust­syndrom, Pubertas praecox, adrenale Hyperandrogenämie, Hirsutismus
Kurzinformation
Unterliegt dem GenDG! Die Einwilligungserklärung des Patienten für humangenetische Untersuchungen muss vorliegen!
Zusatzinformation
Hintergrund
(Datenbankeintrag: OMIM 201910)
Das Adrenogenitale Syndrom (AGS) umfasst eine Gruppe autosomal-rezessiv vererbter Störungen der Cortisol- und Aldosteronsynthese der Nebennierenrinde. In über 90 % der Fälle ist die Erkrankung auf eine Mutation im Steroid-21-Hydroxylase-Gen (CYP21A2) zurückzuführen. Mittlerweile sind mehr als 100 krankheitsverursachende Mutationen bekannt. Es werden die kodierende Sequenz, angrenzende Intronbereiche und die Promotorregion untersucht. Zum Ausschluss einer Gendeletion/-kon­ver­sion wird eine MLPA-Analyse (Multiplex-Ligation-dependent Probe Ampli­fication) durchgeführt.
Man unterscheidet die klassische Form und die klinisch milder verlaufende nicht klassische, sogenannte late-onset Form. Inzidenz: klassisches AGS 1:7000 bis 1:15000, late-onset AGS 1:25 bis 1:200, Heterozygotenfrequenz in Mitteleuropa 1:50, in Südeuropa 1:37.
 
Klinische Bedeutung
Das klassische AGS führt zur Virilisierung des äußeren Genitale, in der schweren Form kommt es zusätzlich zum Salzverlust, der bei Neugeborenen in den ersten Lebenswochen lebensbedrohlich sein kann. Patienten mit late-onset AGS zeigen eine adrenale Hyperandrogenämie, die zu milderen Virilisierungserscheinungen führt und meist erst mit der Pubertät symptomatisch wird. Bei Kinderwunsch sollten auch Patientinnen mit einem late-onset AGS auf Mutationen im Steroid-21-Hydroxylase-Gen untersucht werden, da bei Nachweis einer schwerwiegenden Mutation das Risiko für ein Kind mit klassischem AGS erhöht ist. Auch heterozygote Anlageträger können eine milde Symptomatik ausprägen, sind jedoch in der Mehrzahl klinisch unauffällig.
 
Indikationen für die genetische Untersuchung
  • Neugeborene mit Virilisierung, intersexuellem Genitale oder Salzverlustsyndrom
  • Neugeborene mit erhöhtem 17-OH-Progesteron-Wert im AGS-Neugeborenenscreening
  • Prämature Pubarche bei beiden Geschlechtern, akzeleriertes Knochenalter, bei Mädchen auch in Verbindung mit einer Klitorishypertrophie, Pubertas präcox
  • Patientinnen mit adrenaler Hyperandrogenämie, polyzystischem Ovarialsyndrom, Hirsutismus, Fertilitätsstörungen, Oligo- bzw. Amenorrhoe, Akne, temporärem Haarausfall und auffälligem ACTH-Test
  • Adrenogenitales Syndrom in der Familie, Ausschluss einer Anlageträgerschaft bei Risikopersonen mit Kinderwunsch
  • Bei Kinderwunsch, wenn beim Partner eine Mutation im Steroid-21-Hydroxylase-Gen vorliegt
  • Pränataldiagnostik, bei bereits nachgewiesener klassischer Mutation bei beiden Elternteilen, Option einer Pränataltherapie bei betroffenen weiblichen Feten