Hepatitis C

HCV

Kategorie Lexikon
Stand22.12.2010
Abrechenbarkeit EBM
Enthaltene Parameter
HCV-AK Suchtest; HCV-AK Bestätigungstest; HCV-RNA (qualitativ); HCV-RNA (quantitativ); HCV-Genotypisierung; Interleukin-28B(IL-28B)-Genotyp
Zusatzinformation
Erreger
Das Hepatitis C-Virus (HCV) ist ein RNA-Virus aus der Familie der Flaviviren und kommt in 6 Genotypen (1-6) sowie Untertypen (1A, 1B etc.) vor.
 
Infektionsweg und Verbreitung
Die Infektion mit HCV erfolgt parenteral durch Kontakt mit infiziertem Blut oder Sekreten (Risiken i.v. Drogenabusus, Transfusionen, Nadelstichverletzungen bei medizinischem Personal), seltener durch Sexualkontakte sowie von infizierten Schwangeren auf das Neugeborene (Risiko 1 - 6 %). Das Risiko, eine HCV-Infektion nach Stichverletzung mit HCV-kontaminierten Nadeln zu entwickeln, liegt bei ca. 0,4 %, ist jedoch abhängig von der Viruslast des Indexpatienten, der Schwere der Verletzung und der Menge der übertragenen infektiösen Flüssigkeit. Die Hepatitis C ist weltweit verbreitet. In Deutschland werden ca. 5500 Fälle/Jahr gemeldet.
 
 
Klinik
Akute HCV-Infektion
  • Definition: vor weniger als 6 Monaten erworbene Infektion
  • Inkubationszeit: 2 - 24 (meist 6 - 9) Wochen
  • kann mit einer Erhöhung der Transaminasen und einer Leberfunktionseinschränkung einhergehen, verläuft jedoch häufig asymptomatisch und anikterisch
  • geht bei 50 - 85 % der Infizierten in eine chronische Hepatitis C über
 
Chronische HCV-Infektion
  • Definition: länger als 6 Monate bestehende Infektion (HCV-RNA positiv)
  • bei rund 20 % der chronisch Infizierten entwickelt sich eine Leberzirrhose (Latenz 20 - 30 Jahre) mit dem Risiko der Leberzellkarzinom-Entstehung von 1 - 5 % pro Jahr.
  • extrahepatische Manifestationen der chronischen Hepatitis C: Kryoglobulinämie, vaskulitische Purpura, membranoproliferative Glomerulonephritis, Arthritis, Porphyria cutanea tarda etc.
  • Bei bis zu 40 % der Patienten liegen normale Transaminasen vor.
 
Diagnostik
Screening auf HCV
HCV-AK Suchtest (anti-HCV)
Positive Befunde des HCV-AK Suchtests sollten durch Bestimmung der HCV-RNA bestätigt werden. Fällt die HCV-RNA negativ aus, ermöglicht eine zusätzliche Bestimmung der HCV-spezifischen AK im anti-HCV-Immunoblots die Erkennung unspezifischer Reaktivitäten im HCV-Suchtest. Zum Ausschluss einer intermittierenden Virämie sollte bei positivem HCV-AK-Nachweis im Suchtest und Immunoblot und negativer HCV-RNA mehrfach eine Kontrolle der HCV-RNA innerhalb der nächsten 6 - 12 Monate erfolgen.
Bei Immunkompromittierten, HIV-Infizierten und Dialyse-Patienten können HCV-AK verzögert auftreten oder fehlen, sodass stets zusätzlich eine HCV-RNA-Bestimmung erfolgen sollte.
 
Verdacht auf akute Hepatitis C
HCV-AK Suchtest (7 - 8 Wochen nach Infektion positiv) + HCV-RNA-Nachweis (1 - 2 Wochen nach Infektion positiv)
 
Follow-up bei akuter HCV-Infektion
HCV-RNA (quantitativ) mehrmals innerhalb der ersten 3 - 4 Monate nach Erkrankungsbeginn
Kommt es unter Beobachtung des Spontanverlaufs zum Verlust der HCV-RNA im Serum, sollte dies durch weitere negative HCV-RNA-Befunde bestätigt werden (bis 24 Wochen).
 
Diagnostik vor Therapie einer chronischen Hepatitis C
HCV-Genotypisierung (siehe entsprechenden Lexikon-Eintrag)  und HCV-RNA quantitativ (Nachweisgrenze 0,01 kIU/ml).
 
Überwachung der Therapie einer chronischen Hepatitis C
HCV-RNA quantitativ vor Therapiebeginn sowie zu Woche 4, 12 und 24, zum Therapieende sowie 12 und 24 Wochen nach Therapieende, bzw. je nach Therapie-Schema bei Einsatz einer Triple-Therapie.
 
Verdacht auf konnatale Hepatitis C
  • HCV-AK Suchtest; positive Befunde mit Immunoblot bestätigen
  • HCV-RNA (Achtung: Sensitivität im 1. Lebensmonat nur ca. 20 %, daher zwei weitere Kontrollen nach dem 1. Lebensmonat erforderlich!)
  • Belegend für die Infektion des Kindes ist eine Antikörperpersistenz über den 18. Lebensmonat hinaus bzw. der positive Nachweis von HCV-RNA in mindestens 2 zu verschiedenen Zeitpunkten gewonnenen Serumproben.
 
Interleukin-28B-Genotypisierung
neuer Marker zur Abschätzung des natürlichen Verlaufs und des Therapieansprechens, siehe entsprechenden Lexikon-Eintrag.
 
Therapie und Prophylaxe
Die Therapie der akuten und der chronischen Hepatitis C sollte nach den aktuell gültigen Leitlinien erfolgen. Eine Impfung gegen Hepatitis C existiert nicht.
 
Meldepflicht
Direkter und indirekter Erregernachweis sind meldepflichtig nach § 7 IfSG, soweit nicht eine chronische Hepatitis C bekannt ist.
Literatur
Sarrazin C, Berg T, Ross RS, Schirmacher P, Wedemeyer H, Neumann U, Schmidt HH, Spengler U, Wirth S, Kessler HH, Peck-Radosavljevic M, Ferenci P, Vogel W, Moradpour D, Heim M, Cornberg M, Protzer U, Manns MP, Fleig WE, Dollinger MM, Zeuzem S. [Prophylaxis, diagnosis and therapy of hepatitis C virus (HCV) infection: the German guidelines on the management of HCV infection]. Z Gastroenterol 48: 289-351, 2010. (70)
 
Mertens T, Haller OA, Klenk HD. Diagnostik und Therapie von Viruskrankheiten: Leitlinien der Gesellschaft für Virologie. 2 ed. Urban & Fischer Verlag, 2004. (165)
AnhängeDownload.png Leitlinie_Hepatitis_C_2010_ZfG.pdf
Download.png Schneider_MD_2014_HepC-Therapie.pdf