Arthritis-Diagnostik - Infektiologische Abklärung bei Arthritis

Kategorie Lexikon
Stand13.07.2009
Abrechenbarkeit EBM
Enthaltene Parameter
Erregerkultur und Resistenz; Borrelien-AK im Serum; Yersinien-AK im Serum; Campylobacter-AK im Serum; Chlamydia trachomatis-AK im Serum; Parvovirus B19-AK im Serum
Zusatzinformation
Hintergrund
Das Krankheitsbild der infektiösen oder infektassoziierten Arthritis ist in Bezug auf die betroffenen Gelenke und die klinische Symptomatik vielgestaltig und kann entsprechend der Pathogenese in die septische Arthritis, die infektreaktive Arthritis sowie spezielle Arthritisformen eingeteilt werden.
 
Septische Arthritis
  • Meist akute, bakterielle Infektion der Gelenke
  • Die Erreger gelangen hämatogen, über eine gelenknahe Osteomyelitis oder von außen in das Gelenk.
  • vorwiegend betroffene Gelenke: Knie, Hüfte, Sprunggelenk
  • vorwiegend betroffene Patienten: Kinder < 6 Jahre
  • häufigste Erreger: Staphylokokken, Haemophilus spp., E. coli, seltener Gonokokken und Streptokokken, bei Alkohol- und Drogenabhängigen sowie Immunsupprimierten häufiger auch andere gramnegative Stäbchenbakterien.
  • Diagnostik: Kultureller Erregernachweis aus Gelenkpunktat, Blutkulturen, ggf. zusätzlich Anti-Staphylolysin-AK und Brucella-AK (Mittelmeerraum)
 
Infektreaktive Arthritis
  • Entzündliche Gelenkerkrankung, die in der Folge einer zumeist bakteriellen Infektion entsteht.
  • Auftreten Tage bis Wochen, meist 3 - 4 Wochen, nach einem vorhergehenden Darminfekt (postenteritische Arthritis) oder einem Infekt im Urogenitaltrakt (posturethritische Arthritis), selten auch einem respiratorischen Infekt (postpneumonische Arthritis). Es kann eine Assoziation zum HLA-B27-Allel bestehen.
  • Vorwiegend betroffene Gelenke: Mono-/Oligoarthritis der unteren Extremität (Knie)
  • Sonderform Morbus Reiter: Trias aus Urethritis, Arthritis und Konjunktivitis
  • häufigste Erreger der postenteritischen Arthritis: Yersinien, Campylobacter, Salmonellen
  • häufigste Erreger der posturethritischen Arthritis: Chlamydia trachomatis, Gonokokken
  • häufigste Erreger der postpneumonischen Arthritis: Mycoplasma pneumoniae, Chlamydia pneumoniae, beta-hämolysierende Streptokokken (bei unbehandelter Infektion durch S. pyogenes auch Vollbild des Rheumatischen Fiebers möglich)
  • Diagnostik: Erregerspezifische Antikörper je nach vorausgegangenem Infekt, ggf. HLA-B27
 
Arthropathien bei viralen Infektionen
  • Parvovirus B19 (Ringelröteln): nicht erosive, vorwiegend kleine Gelenke betreffende Arthritis (bei Kindern in 3 - 12 %, bei Erwachsenen (vor allem Frauen) in ca. 50 % der Patienten mit Ringelröteln), Dauer ca. 1 - 2 Wochen, seltener bis zu Monate
  • begleitende Arthralgien, selten auch Arthritiden, bei Röteln, Mumps, viraler Hepatitis, EBV- oder CMV-Infektion
  • Diagnostik: Nachweis spezifischer AK gegen die jeweiligen Viren, bei V. a. Parvovirus-Arthritis auch Parvovirus B19-DNA aus Blut
 
Arthritis als Manifestation einer Borreliose (Lyme-Arthritis)
  • häufigste Manifestation einer Borreliose im Stadium III
  • Monate bis Jahre nach Infektion (Zeckenstich)
  • Mono-/Oligoarthritis, meist der unteren Extremität (Knie)
  • chronischer oder intermittierender Verlauf
  • schnelles Ansprechen auf Borrelien-wirksame Antibiotika-Therapie
  • Diagnostik: Nachweis Borrelien-spezifischer AK mittels ELISA und Immunoblot (bei > 90 % der Patienten Nachweis von IgG-AK gegen multiple Borrelien-Antigene, insbesondere gegen das Antigen p39), ggf. Borrelien-DNA-Nachweis aus Synoviabiopsie